Schleswig-Holstein

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Abgehoben!

28.12.2018 Erstellt von Detlev Finke

Standorterkundung zum Schierlings-Wasserfenchel mittels Drohne durchgeführt.

Abheben, um einen besseren Überblick zu bekommen, aber nicht um die Bodenhaftung zu verlieren. Unter dieser Strategie hat die Artenagentur auch in diesem Jahr wieder eine Standorterkundung zum Schierlingswasserfenchel in der Haseldorfer Binnenelbe mittels einer Drohne durchgeführt.

Der Schierlings-Wasserfenchel (Oenanthe conioides) stellt eine von drei Blütenpflanzen dar, für die das Land Schleswig-Holstein nach der FFH-Richtlinie eine besondere Erhaltungsverpflichtung besitzt. Oenanthe conioides ist eine endemische Art, die ihre Verbreitung weltweit nur im Gezeitenraum der Süßwasser-Tideelbe zwischen Geesthacht und Glückstadt sowie der darin mündenden Nebenflüsse findet. Nach dem jüngsten FFH-Monitoringbericht (2018) sind die Vorkommen von Oenanthe conioides bis auf zwei Bestände in Schleswig-Holstein (SH) zusammengebrochen. Die Artenagentur ist daher in Kooperation mit der Integrierten Station Unterelbe e.V. (ISU) bemüht, dem Aussterben der Art in SH mittels Wiederansiedlungsmaßnahmen zu begegnen.

Die Verbesserung des Erhaltungszustandes durch Ansiedlungsmaßnahmen stellt allerdings eine besondere Herausforderung dar, da der überwiegende Teil der ehemaligen Lebensräume durch Elbvertiefungen und Eindeichungen im Rahmen von Hochwasserschutzmaßnahmen verloren gegangen ist. Um entsprechende Lebensräume zu sichern und wieder naturnah zu entwickeln, wurden in Schleswig-Holstein bereits in den 70’er Jahren noch verbliebene Außendeichsgebiete verstärkt mit öffentlichen Mitteln erworben und vielfach aus der Nutzung genommen. In den zurückliegenden gut 40 bis 50 Jahren hat sich v.a. in den großen Vorlandbereichen der Haseldorfer Binnenelbe und den Elbinseln eine schwer zugängliche üppige Vegetation aus Korb- und Baumweiden sowie Hochstaudenfluren entwickelt.

Das Ansiedlungen in den Sukzessionsgebieten von Erfolg beschieden sind, konnten Maßnahmen auf adäquaten Flächen bezeugen, die wasserseitig über größere Priele zu erreichen sind. 2017 konnten so 20 Ansiedlungen durchgeführt werden. Nach ersten Monitoringdurchgängen im Mai 2018 konnten auf knapp 50% der Flächen über die Hälfte der angesiedelten Pflanzen wiedergefunden werden – ein hoher Erfolg für die Art!

Um einen besseren Überblick über die von Prielen durchzogenen, schwer zugänglichen Außendeichsflächen und Elbinseln der Haseldorfer Binnenelbe zu bekommen, wurde nun zum zweiten Mal in Folge eine Standortserkundung mit einer Drohne durchgeführt. Die erste Befliegung erfolgte im Dezember 2017. Im Vorfeld musste für die Genehmigung der Flüge etwas Überzeugungsarbeit bei den zuständigen Behörden und betreuenden Einrichtungen geleistet werden.  Im Ergebnis konnten allerdings innerhalb von zwei halben Tagen Prielstrukturen auf gut 600 ha Vorlandsflächen mit gut 400 hochauflösenden Luftbildaufnahmen erfasst werden, die eine detaillierte Einschätzung potentieller Ansiedlungsstandorte erlaubten.

Im Rahmen einer nachfolgenden Geländebegehung im Frühjahr 2018 konnten an 8 Prielen 21 Standorte identifiziert werden, die sich nach ersten Einschätzungen für eine Wiederansiedlung eignen. Im Oktober 2018 wurden daraufhin an drei Terminen Ansiedlungsmaßnahmen an 6 Prielen und Gräben an insgesamt 37 Standorten durchgeführt. Die zusätzlichen Standorte konnten noch während der Ansiedlungsarbeiten identifiziert werden.

Die Bedenken über die Eignung von Drohenbefliegungen zur Durchführung von Standortserkundungen in schwer zugänglichen Gebieten haben sich mittlerweile bei allen Beteiligten, v.a. auch wegen der geringen, i.d.R. nur einmaligen Störung, gelegt. Die Artenagentur Schleswig-Holstein als auch die Integrierte Station Unterelbe als Trägerin der Wiederansiedlungsmaßnahmen hoffen nun, dass sich die Erfolgsaussichten zur Wiederansiedlung des Schierlingswasserfenchels aufgrund der effektiven Standortserfassung in Zukunft weiter erhöhen. Auch in 2019 sollen weitere Außendeichsgebiete beflogen werden.


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