Anlage einer artenreichen Mähwiese in Bordelum, Nordfriesland
17.03.2021 Erstellt von Norma Kujath
Es ist acht Uhr früh und einzelne Schneeflocken fallen auf das frisch vorbereitete Saatbett am Sandweg in Bordelum. Fleißige Helfer vom Bauhof Bordelum / Langenhorn haben hier einige Tage zuvor gemäht, gefräst und „geglättet“. Nun wird gesät!
Vor einigen Jahren wurde die etwa 2.000 m² große Fläche am Rande des Neubaugebietes mit Obstbäumen bepflanzt. Die sandige Wiese wird seitdem bereits extensiv gepflegt – keine Düngung und maximal ein Schnitt pro Jahr ließen bereits Schafgarbe, Ferkelkraut und Wilde Möhre wachsen.
Nun soll hochwertiges Saatgut für noch mehr Blütenreichtum sorgen - Nektar- und Pollen für spezialisierte Wildbienen- und Tagfalterarten. Die geologischen Gegebenheiten der Geestflächen mit ihren sehr sandigen und nährstoffarmen Böden bieten in der Regel sehr gute Voraussetzungen für die Entwicklung artenreicher Grünländer und Säume. Konkurrenzstarke Gräser haben es schwer auf diesen armen Flächen. Gute Bedingungen für standortangepasste gebietsheimische Kräuter!
Die Ansaat erfolgt im Rahmen des Projektes „Blütenbunt-Insektenreich“ (Bundesprogramm Biologische Vielfalt). 24 Arten beinhaltet die hier ausgewählte magere Regiosaat-Mischung, darunter keinesfalls seltene sondern vielmehr die typischen und bis in die 60er Jahre weit verbreiteten Arten, wie Odermennig, Ackerwitwenblume, Wiesen-Flockenblume oder Bibernelle. Auch Gräser gehören natürlich in eine Wiese – in diesem Fall trockenheitstolerante niedrigwüchsige Untergräser, wie Rotschwingel, Ruchgras und Rotes Straußgras.
Monika Stolz-Baumgarten, Joachim Baumgarten und Heinrich Becker (alle Gemeinde Bordelum) haben die Aktion angeschoben und krempeln nun bei noch recht winterlichen Temperaturen die Ärmel hoch. Zusammen mit Norma Kujath vom DVL säen sie per Hand aus Eimern und Saatwannen – mit einer stolzen Arbeitsbreite von insgesamt 12 Metern! Einarbeiten der Saat ist nicht nötig und sogar kontraproduktiv, denn die allermeisten der Wildpflanzen sind Lichtkeimer. Eine halbe Stunde später kann Herr Oke Gayer vom Bauhof mit der Cambridge-Walze die Saat andrücken. Nun hoffen alle auf Regen.
Wenn in 3-4 Wochen die ersten Keimlinge erscheinen, planen die Bordelumer bereits die nächsten Aufwertungen. Im Verbund mit der Gemeinde Langenhorn bewarben sie sich als Insektenfreundliche Modellgemeinden. Der Kreis Nordfriesland gab grünes Licht und fördert nun die Begutachtung aller gemeindlichen Flächen, inklusive der Wegränder in der Feldmark, um Lebensraum verbessernde Maßnahmen im Rahmen des Insektenschutzes konzeptionell darzustellen. Um dem zunehmenden Insektenschwund entgegen zu wirken, werden schrittweise Flächen aufgewertet bzw. die bisherige Pflege angepasst. Sinnvolle Maßnahmen können dann z.B. über das Projekt „Blütenbunt-Insektenreich“ in die Umsetzung gehen. Auf diese Weise wurden im Herbst 2020 bereits 15 ha ehemalige Äcker, artenarme Grünländer oder Siedlungsgrün in Schleswig-Holstein aufgewertet. Bis 2026 sollen weitere 200 ha landesweit dazukommen.
Zurück zur Übersicht